Bei Apple sind es die Apple-Jünger die das Unternehmen stets verteidigen und alle Produkte gierig verschlingen, bei Tesla gab es ähnliche Zustände bei der Präsentation des Model 3. Doch muss sich das junge Unternehmen auch enormer Kritik aussetzen, Größen aus der Industrie betreiben regelrechtes Tesla Bashing (von engl. bashing „öffentliche Beschimpfung“ bzw. bash „heftiger Schlag“) und auch Verbraucherportale wie Consumer Reports schließen sich der Kritik an. Ist diese Kritik gerechtfertigt oder wird Tesla durch die großen Player in der Industrie und anderer Branchen gemobbt? Wie sehen die Verbraucher Tesla und gibt es auch positive Rückmeldungen aus der Industrie?
Tesla ruft unterschiedliche Meinungen hervor
Tesla ruft in der Industrie und Politik unterschiedliche Meinungen hervor. Manche sind positiv, manche negativ, aber die meisten Konzerne haben ihre Meinung zu dem Innovator aus Kalifornien abgegeben. Bei Porsche sind die Meinungen intern verschieden und auch bei VW finden die einen Tesla Konkurrenz-würdig, andere lassen an den Kalifornier kein gutes Haar.
Positive Rückmeldungen aus den Konzernen
VW Markenchef Herbert Diess bestätigte gegenüber der Automobilwoche, dass er Tesla als großen Konkurrenten ernst nimmt: „Tesla wird sich mit seinem innovativen Geschäftsmodell nicht nur auf das Premiumsegment beschränken, sondern seine Fähigkeiten auch auf das Volumensegment auszurollen versuchen. Daher fokussieren wir uns im zukünftigen Wettbewerb sehr stark auf Tesla und weniger auf Toyota oder Hyundai“, sagte VW-Markenchef Herbert Diess dem Fachblatt.
Michael Steiner, Mitglied des Vorstands für Forschung und Entwicklung bei Porsche, gibt zu, dass es Freude macht „wie schnell sich der genannte Wettbewerber entwickelt, auch wie anregend das für die Industrie ist.“ Steiner rechnet dem Start-up aus Kalifornien den Fortschritt der Elektromobilität hoch an: „Für uns, die wir den Wettbewerb sehr genau beobachten, war das inspirierend“. Es macht „Freude zuzusehen“, wie schnell sich Tesla entwickle, und „wie anregend das für die Industrie ist“.
Positive Rückmeldungen der Leser
Einige Leser sind durchaus begeistert von den Technologien, die Tesla als Startup den Verbrauchern bereitstellt. Viele Tesla Fahrer beschreiben ihren Wagen als „höchst Alltagstauglich“ und sind glücklich, dass die Kalifornier die größten Batteriekapazitäten auf dem Markt bereitstellen. Bei den Lesern gilt Tesla als „der einzige ernstzunehmende Hersteller von bereits jetzt voll alltagstauglichen E-Fahrzeugen“.
Einige Leser geben an, dass „eine Reihe von Model-S Fahrzeugen, schon die 300.000km hinter sich gelassen haben“ und betiteln das Preisargument als vorgeschoben, da Tesla in der Liga einer : E-Klasse, S-Klasse oder eines 6er BMWs spielt. Spannend warten alle die Veröffentlichung des Model 3 ab, das Modell für den Massenmarkt, dass die elektrische Zukunft von Tesla sichern soll.
Und andere freuen sich auf ihren ersten eigenen Tesla und rechnen vor: „Ich werden mir bald einen TESLA S bestellen. Bei 8 Jahre Garantie auf die Batterie, steige ich als Leasing variante weit besser aus, als bei meinen XC60 auf 4 Jahre“.
Der Preis als Kaufkriterium
Der Preis ist leider immer ein ausschlaggebender Punkt beim Autokauf. Das Model X oder das Model S wären definitiv Autos, in denen ich mich gerne sehen lassen würde. Auch viele Leser sagen, dass Ihnen „ein großer Tesla wirklich gut gefallen würde“. Mit Internet und Navi auf dem höchsten Niveau sind die, von den Kalifornier, gebotenen Technologien für viele Käufer erstrebenswert.
Laut YouGiv Markenmonitor (Stand April 2017) haben derzeit nur vier Prozent aller Autokäufer Tesla im sogenannten ‚Relevant Set‘. In der WiWo wird geschrieben, dass nur „vier Prozent aller Deutschen (ab 18 Jahren) bestätigen, Tesla für den nächsten Autokauf auf dem Schirm zu haben“. Und das verwundert nicht, denn Tesla spielt momentan mit dem Model X und dem Model S in einer Liga, die sich der Otto-Normalverbraucher einfach nicht leisten kann. Ab ca. 70.000€ geht es mit dem kleinsten Batteriepaket im Model S los. Bei diesem hohen Preis habe ich leider auch noch keinen Tesla in meinem persönlichen ‚Relevant Set‘ des nächsten Autokaufs.
Auch die reinen Verkaufszahlen lassen sich auf den Preis zurückführen, denn ein BMW i3 kostet neu knapp 37.000 €, einen Nissan Leaf gibt es ab 23.000 €. Die Förderung des Staates ist nicht berücksichtigt. Somit sind BMW i3 und Nissan Leaf definitiv Vorreiter der eMobilität, jedoch mit den derzeitigen Fahrzeugen aus Kalifornien von der Modellart und dem Preis nicht zu vergleichen.
Und deshalb gilt leider bei vielen: „der Preis für so einen Tesla mit 100.000 €“ ist in meinem Budgets nicht möglich.
Kritik der Leser
Viele Leser meiner LinkedIn Artikel finden besonders die Aktien Bewertung von Tesla deutlich überbewertet. Aber auch andere Dinge stören die Leser.
Tesla ist nicht im Relevant Set der meisten Käufer und die Verkaufszahlen sind auch in Deutschland nicht ganz oben angesiedelt. Das hat jedoch mehrere Gründe. Die Preise sind bei diesen Punkten der ausschlaggebende Faktor, mit dem Model 3 könnte sich das 2018 ändern.
Unbrauchbar
Einige Leser urteilen über Tesla sehr harsch. „Unbrauchbar“, so die Aussage. Sie zweifeln nicht nur die Leistungswerte an, sondern bezeichnen die Fahrer sogar als „Verkehrshindernisse vergleichbar mit Wohnwagengespannen“. Als Argument wird zB das Umweltministerium in NRW angeführt, welches so über das Model S urteilte:
„Tagestouren in einem großen Flächenland mit erforderlichen Reichweiten von 500 Kilometern sind mit dem Tesla nicht realisierbar, die realistische Reichweite liegt bei unter 300 Kilometern. Auch die im Aufbau befindliche Lade-Infrastruktur ist in Nordrhein-Westfalen noch nicht ausreichend entwickelt, so dass bei Außenterminen eine Ladestation zur Verfügung steht und die in der Regel 90-minütigen Außentermine zur Aufladung der Batterien nutzen zu können. In punkto Bequemlichkeit und Arbeitsfähigkeit lassen die Sitze auf der Rückbank auch für die Fahrzeuggattung einer Limousine zu wünschen übrig. Hier bedarf es Verbesserungen, um die Arbeitsfähigkeit während der Dienstfahrten für Bürotätigkeiten zu gewährleisten.“
Übernahme?
Das Elon Musk irgendwann der Verkauf bevorsteht, urteilten auch schon der Porsche Betriebsratschef Uwe Hück gegenüber dem Business Insider: „Elon Musk weiß wahrscheinlich ganz genau, dass Tesla über kurz oder lang aufgekauft wird, ob von Google oder Apple“. Und das sehen auch einige Leser so: „Tesla wird ein Übernahmekandidat für VW.“
Tesla und die Börse
Wer sich mittlerweile größter Autobauer der USA nennen darf, der muss mit Gegenwind rechnen. Blasen haben die Finanzmärkte schon immer beschäftigt und so wird jeder, der von einem auf den anderen Moment, eine gewisse Größe erreicht, mit Vorsicht genossen. Am Aktienmarkt steht die Firma von Elon Musk sehr gut da, trotz Produktionshölle des Model 3.
Bei Tesla hat es mittlerweile eine gewisse Tradition, dass Analysten den Untergang des eMobilitäts-Herstellers voraussagen. Im Gründerteam unseres Blogs sind wir unterschiedlicher Meinung. Einige unter uns sehen die Entwicklung der Tesla Aktie als Hype, nicht unbedingt eine Blase, jedoch kritischer zu bewerten und hinterfragen uns, ob sich die Aktie in der Form halten kann. Andere unter uns erkennen die Bewertung als ein im Markt wiederkehrendes Bewertungsmuster für Zukunftswerte. Innovationen, basierend auf digitaler Entwicklung verdienen heute an den Börsen weltweit ein Premium. Die Bewertungen sind hoch, aber finden sich bei Marktführern und herausragenden Disruptoren immer wieder, siehe auch den Börsenwert von Snapchat.
Unsere Leser sehen den Börsenwert ebenfalls gemischt: „Man sollte doch mal bei den Fakten bleiben, da wird der Verkauf von gerade mal 25.000 Fahrzeugen hochgejubelt, das sind gemessen am Automobilmarkt vollkommen lächerliche Zahlen. Tesla verbrennt immer noch wahnsinnig viel Geld und wird dieses Jahr noch neues Geld bei den Aktionären einfordern, das wird der erste Teil der platzenden Blase.“
Entscheidend in der Betrachtung der zukünftigen Entwicklung des Unternehmenswertes von Tesla wird die Fähigkeit des Fahrzeugbauers sein, die Erwartungen zu erfüllen. Die Amerikaner nennen das ‚to deliver‘ – wenn das vor allem beim Massenschlager Tesla Model 3 gelingt, dann ist die hohe Bewertung der Tesla Aktie nicht nur gerechtfertigt, sondern wird noch weiter steigen. Momentan fällt die Aktie genau wegen der Produktionsengpässe des Model 3. Abwarten ob der CEO Elon Musk mit seiner Firma noch die Kurve bekommt. Die Aktie steht momentan bei rund 250€, weit entfernt von dem Allzeithoch von 340€.
Kritik aus der Industrie
Es sammelt sich rege Kritik von einigen großen Automobilherstellern. Besonders die Finanzierung der Kalifornier wird bemängelt.
Porsche Betriebsratschef Uwe Hück
Uwe Hück übte in einem Interview mit dem Business Insider harsche Kritik an Tesla. Der Porsche Betriebsratschef kennt „keinen anständigen Kaufmann, der ein Unternehmen wie Tesla aufbauen würde“. Das Finanzierungsmodell sei „auf Schulden aufgebaut“ und damit „unmoralisch, weil es auf Pump aufgebaut wurde“. Harsche Kritik und die geht noch weiter. Der Porsche-Betriebsratschef geht auf die Arbeitsbedingungen ein und meint, das System würde dazu führen, dass sie die Kunden „gar nicht bedienen können und Mitarbeiter (haben), die sie auspressen“. „Elon Musk weiß wahrscheinlich ganz genau, dass Tesla über kurz oder lang aufgekauft wird, ob von Google oder Apple“.
Zwar sei Tesla „alles andere als ein Vorbild“, aber dass der Innovator aus Kaliforniern im Gegensatz zu den Deutschen die eMobilität nicht verschlafen hat steht fest.
Volkswagen Vorstandsvorsitzender Matthias Müller
Matthias Müllerlässt kaum ein gutes Haar am Elektromobilhersteller Tesla. „Es gibt auf dieser Welt Ankündigungsweltmeister, ich nenne keine Namen. Es gibt Unternehmen, die verkaufen mit Mühe 80.000 Autos pro Jahr. Volkswagen 11 Millionen in dem Jahr. Dann gibt’s Unternehmen wie Volkswagen, die erwirtschaften im Jahr einen Gewinn von 13 oder 14 Milliarden Euro“, so Müller auf einem Podium der Verlagsgruppe Passau. Und weiter: „Wenn ich richtig informiert bin, vernichtet Tesla pro Quartal einen dreistelligen Millionen-Betrag, schmeißt die Mitarbeiter raus, wie sie lustig sind. Also Sozialkompetenz – weiß ich nicht, wo die ist“.
Consumer Reports
Für die breite Masse noch gar nicht erhältlich, trotzdem nur „durchschnittlich verlässlich“. Diesen Vorwurf muss sich nun Tesla mit dem Model 3 gefallen lassen. Denn das US-Verbrauchermagazin Consumer Reports will bereits wissen, dass die Technik des Elektroautos nur „durchschnittlich verlässlich“ ist. Consumer Reports verteidigt seinen Bericht mit einer Pressemeldung. Auto Chef Tester Jake Fischer betonte, dass das Magazin keinem vom Kauf des Model 3 abraten würde, man jedoch prognostiziere, dass das Model 3 „durchschnittlich verlässlich“ sei. Eine „super tolle Note“ werde man im ersten Jahr von den Experten nicht erhalten. Die Einschätzung eines auf den Markt kommenden Modells sei oft „durchschnittlich verlässlich“. Und weiter zu Tesla: „Sie scheinen misszuverstehen, was wir machen“, & „unser jährlicher Zuverlässigkeits-Report und die Prognosen sind etwas anderes als die Autotests.“
Die Aussage soll in der Zukunft auch belegt werden. Consumer Reports kündigte an, sich bald möglichst ein Model 3 zuzulegen und ausführlich zu testen. „Wenn es bei unseren Tests OK abschneidet, dann könnte es sich um ein Fahrzeug handeln, das wir empfehlen“, so Fisher. „Wir bei Consumer Reports vertrauen unseren Daten, Methoden und Berichten.“ Und diese Daten, Methoden und Berichte ergeben die Prognose über die Zuverlässigkeit, die auf 2 Säulen aufgebaut ist. Man habe 2000 Kunden der Modelle Model S und Model X nach der Zuverlässigkeit befragt (Säule 1) und geschlussfolgert, dass das Model 3 einfacher konstruiert sei und deshalb weniger Pannen haben sollte (Säule 2). Aus diesen zwei Säulen ergibt sich die Beurteilung.
Fazit
Es gibt durchaus positive Meldungen zum Innovator aus Kalifornien. Tesla wird von den dt. Autobauern ernst genommen, das steht fest, denn egal ob die Meldung positiv oder negativ ist, man beschäftigt sich mit dem eAuto Hersteller und nimmt diesen als Konkurrent wahr. Auch die Verbraucher sind begeistert von den Modellen der Kalifornier. Einige sind von der eMobilität im Gesamten noch nicht überzeugt und sehen daher auch Tesla als nicht konkurrenzfähigen Hersteller zu einem Verbrenner-Automobil.
Die Börse ruft unterschiedliche Meinungen vor, auch in unserem eMobilitäts – Blog Team. Hype oder nicht? Das Tesla keine Blase ist wurde bewiesen. Jetzt muss mit dem Model 3 nachgelegt werden und da sieht es momentan nicht optimal aus. Aber die Produktionshölle wurde von Elon Musk noch vor dem Produktionsstart als großer Gegner genannt. Tesla muss jetzt performen und den Weg aus der Hölle finden. Das Potenzial ist da. Die bissigen Reaktionen der Vergangenheit auf zB den Bericht von Consumer Reports, zeigen den Druck, den der innovative Autobauer sich mit der Massenmarktfähigkeit dieses Models 3 auferlegt hat.
Die harsche Kritik der Indsutrie an Tesla ist punktuell gerechtfertigt, aber als Startup hat man manchmal keine andere Möglichkeit Innovationsführer zu werden und zu bleiben. Porsche und VW haben in diesem Punkt andere finanzielle Möglichkeiten. Dort kann mit der gegebenen Liquidität die Konzepte und Automobile anders aufziehen und die Investitionen ohne Probleme tätigen. Man muss nur gucken, dass die Aktionäre den Wandel mitmachen wollen, bei Tesla wollen Sie das und finanzieren gerne das Risiko dieses eMobilitäts-Innovator.
Das amerikanische Pendant zur Stiftung Warentest greift Tesla wahrscheinlich unbewusst mit der Beurteilung des Model 3 an. Die Kalifornier, die oft von der Presse für ihre Fahrzeuge gelobt werden, reagierten äußerst gereizt. Fraglich ist bei der Meldung definitiv, ob sich von den vorherigen Modellen Rückschlüsse auf das Model 3 ziehen lassen, besonders da das neue Modell auf einer neuen Plattform aufgebaut und technisch deutlich einfacher gehalten wurde.
Im Endeffekt heißt es abwarten. Abwarten ob Musk die Produktionshölle überlebt. Abwarten wie sich die Verkäufe und damit der Umsatz in den nächsten Jahren verhält. Tesla hat das Potenzial Geld zu verdienen, aber nur mit einem Massenmarktfähigen Automobil. Die dt. Hersteller müssen erst einmal nachziehen und konkurrenzfähige Modelle auf den Markt bringen. Das wird wohl laut der Industrie noch bis mindestens 2022 dauern, einige spannende Jahre, in denen viel passieren kann.