Bereits 2017 hatte ich mich der Tesla Aktie beschäftigt und hinterfragt, ob die Tesla Aktie der langfristige Börsenliebling, oder der Wert eher eine Blase abbildet? Bei Tesla hat es mittlerweile eine gewisse Tradition, dass Analysten den Untergang des eMobilitäts-Giganten voraussagen. Tesla hat Urgesteine wie Ford in der Marktkapitalisierung deutlich überholt. Eine Automarke mit 100 Jahren mehr auf dem Buckel, deutlich mehr verkauften Autos und Gewinnen ist laut Marktkapitalisierung 32,25 Milliarden Euro wert, Tesla nach einem leichten Kurseinbruch der letzten Woche immer noch 42,23 Milliarden Euro. 10 Milliarden Euro Unterschied. Doch woher kommen solche Werte?

TSLA short

Grundsätzlich ist der Begriff „short gehen“ nur ein Überbegriff dafür, dass jemand auf fallende Kurse setzt. Ein Investor setzt damit aktiv auf fallende Kurse. Dies kann man beispielsweise machen, indem man Aktien „leer“ verkauft. Bei einem Leerverkauf wird ein Vermögenswert verkauft, den man nicht direkt besitzt. Hierzu kann man sich beispielsweise bei einem Broker gegen eine Gebühr eine bestimmte Anzahl Aktien leihen und verpflichtet sich, diese zurückzugeben. Verkauft man diese geliehenen Aktien und sinkt der Kurs der Aktie daraufhin, so kann man die Aktien dann für einen günstigeren Preis erwerben und wieder fristgerecht an den Verleiher zurückgeben. Der Anleger macht hier abzüglich der Verleihgebühr dann seinen Gewinn.

Die Tesla Aktie gilt bei vielen Anlegern als sehr spekulativ. Die Einflussfaktoren auf das Kursgeschehen sind sehr schwierig einzuschätzen. Um Tesla einzuschätzen und zu sehen, wie viele Spekulanten auf fallende Kurse setzen, schaut man auf den Short Interest, also die Zahl der leer verkauften Aktien an. Dieser Wert liegt derzeit bei ca. 26 Millionen Stück (Fintel). Tesla kostet derzeit 42 Mrd. Euro an der Börse und hinkt beim Einlösen von Versprechen und Zielen wieder hinterher.

Vorhersagen – Kursziel 72 $ oder 312 $?

Der Analyst Gordon Johnson hat Tesla Anfang des Jahres ins Visier genommen. Er riet am Ende von Q4 „aggressiv“ die Short-Position gegenüber Tesla auszubauen. Tesla sei, seiner Meinung nach, im Peer-Group-Vergleich zu anderen Hersteller zu hoch, falsch bewertet. Das Kursziel bestätigte er bei 72 Dollar bis Ende 2019. Seine Branchenkollegen sehen das teilweise anders und setzten ein Kursziel von 312 Dollar. Tesla gilt im Vergleich zum Durchschnitt der Automobil Branche als überbewertet. Die Aktie wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis in Höhe von 70,09 gehandelt. Das Branchen-Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 20,94. (finanztrends.info)

Schlechte Verkaufszahlen

Der Aktienkurs von Tesla ist zwischenzeitlich um mehr als 8 Prozent eingebrochen. Auslöser waren verblüffend schlechte Verkaufszahlen im letzten Quartal. Die Kalifornier haben Schwierigkeiten bei der Expansion des Model 3 nach Europa und China.Wegen des hohen Transportaufwands gingen die Auslieferungen der Firma seit Jahresbeginn erheblich zurück, auf rund 63.000 Fahrzeuge. Das ist ein Rückgang von 31 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wovon das Model 3 einen Rückgang von rund 20 % erlebt hat. Anleger befürchten nun, dass die Auslieferungszahlen auch die Finanzresultate in Mitleidenschaft ziehen.

Vergleich BMW & Tesla

Sieht man sich die Marktkapitalisierung rein objektiv an, so wirft das einige Fragen auf. BMW und Tesla liegen derzeit bei einer ähnlich hohen Marktkapitalisierung von 42 und 47 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern lag bei Tesla im Jahr 2018 bei -976 Millionen Euro, bei BMW bei + 7 Milliarden Euro. Der Umsatz bei BMW betrug 97.480 Millionen Euro, bei Tesla 21.461 Millionen Euro. Deutlich Unterschiede für Unternehmen die sich von der Marktkapitalisierung gleichen und besonders dafür, das Tesla bereits BMW im Unternehmenswert überholte. Woran könnte also solch eine hohe Bewertung von Tesla liegen?

Erfolg der Tesla Aktie

Die Tesla Bewertung wird oft als ein im Markt wiederkehrendes Bewertungsmuster für Zukunftswerte gesehen. Innovationen, basierend auf digitaler Entwicklung verdienen heute an den Börsen weltweit ein Premium. Die Bewertungen sind hoch, aber finden sich bei Marktführern und herausragenden Disruptoren immer wieder, siehe auch den Börsenwert von Snapchat.

Bruttomarge Model 3

Bereits Sandy Munro, Präsident der Firma Munro & Associates sagte, dass seine ersten Eindrücke ihn irreführten. Munro behauptete, dass seine Kostenanalyse auf eine Bruttomarge von über 30 Prozent für das Model 3 hinweist. Tesla behauptet nach der Veröffentlichung der Q3 Zahlen, dass die Bruttomarge für das Model 3 nach GAAP und Non-GAAP im Q3 über 20% lag. Das Unternehmen gibt an, dass die Arbeitsstunden pro Model 3 von Q2 auf Q3 um mehr als 30% gesunken sind. “Die Arbeitsstunden pro Modell 3 gingen von Q2 auf Q3 um mehr als 30% zurück und fielen erstmals unter das Niveau von Modell S und X.”

Entwicklung der Zahlen

Die Quartalszahlen Anfang 2018 waren alles andere als rosig. Elon Musks Visionen sind bahnbrechend, aber auch bahnbrechend teuer. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum hat Tesla seinen Verlust um 550 Millionen Euro ausgeweitet. 2017 betrug dieser 121 Millionen Euro, nun 675 Millionen. Zwar Stieg der der Umsatz um 44 Prozent auf 3,3 Milliarden, aber ein Quartalsverlust von 771 Millionen Euro spiegelt auch die Schwierigkeiten beim Model 3 wieder. (ARD) Die Verluste betrugen 4,19 US-Dollar pro Aktie (GAAP)/(3,35 US-Dollar pro Aktie nach US-GAAP). (Tesla Aktionärsbrief)  Ende März sollten das erste Mal 2.500 Einheiten des Model 3 pro Woche hergestellt werden und Ende Juni sollen es dann 5.000 werden. So die damaligen Ziele.

Das Unternehmen erzielte im 2ten Quartal einen höheren Umsatz mit einem neuen Rekordwert von 4 Milliarden US-Dollar. Man beendete das Quartal mit einem signifikanten Verlust von 718 Millionen Dollar. Tesla schreibt im Aktionärsbrief, dass die Bruttomarge des Model 3 im Laufe des Quartals bereits „leicht positiv“ geworden ist und nun eine Bruttomarge von „etwa 15%“ für das Fahrzeug in Q3 erwartet wird. Und man behielt Recht.

Seit dem Q3 schreibt Tesla endlich schwarze Zahlen und konnte einen Rekordumsatz von 6,8 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 312 Millionen US-Dollar einfahren. Elon Musk musste im September seinen Posten als Verwaltungsratschef nieder legen und eine Strafe über 20 Millionen Dollar zahlen. Der CEO von Tesla hatte Pläne über Twitter veröffentlicht, in denen er von einer Privatisierung sprach, die er jedoch nicht umsetzen konnte. Die Kalifornier fertigten und lieferten in Quartal 4 fast 1000 Fahrzeuge pro Tag aus. Die Umsatzerwartung der Wall Street betrug 7,014 Milliarden US-Dollar für das Quartal und man erwartete einen Gewinn von rund 2,08 US-Dollar pro Aktie. Für das vierte Quartal gab Tesla nun bekannt, dass es 7,2 Milliarden US-Dollar Umsatz und einen Gewinn in Höhe von 1,98 US-Dollar pro Aktie (Non-GAAP) erzielt hat.

Fazit

Entscheidend ist die Fähigkeit des Fahrzeugbauers, die Erwartungen immer mehr zu erfüllen und nachzulegen. Falls das bei dem Model 3 und dem neu angekündigten Model Y gelingt, wird man sich langsam in die Richtung vergleichbarer Kennzahlen schaffen. Wie sehen Sie die Tesla Aktie? Überbewertet, realistisch oder doch unterbewertet?