Das Tesla Model 3 ist seit Februar in Europa erhältlich und könnte so einige Automobilhersteller nervös machen. Laut einem neuen Bericht haben Porsche und Audi das neue Elektroauto von Tesla genauer unter die Lupe genommen und sind durchaus von der Kostenstruktur beeindruckt. Weiterhin offenbart der Bericht Probleme bei der PPE Plattform und dem Bau des etron SUV.
Reverse Engineering
Reverse Engineering bezeichnet den Vorgang, aus einem bestehenden fertigen System oder einem meistens industriell gefertigten Produkt durch Untersuchung der Strukturen, Zustände und Verhaltensweisen die Konstruktionselemente zu extrahieren. Aus dem fertigen Objekt wird somit wieder ein Plan erstellt. (Wikipedia) Es ist in der Automobil-Branche üblich, Fahrzeuge von Konkurrenten zu kaufen, um zu sehen, was in ihnen steckt. Das Model 3 scheint ein beliebtes Model für solche ein Reverse Engineering zu sein, da man viele anderen Premium-Limousinen in den USA überflügelt hat.
Bericht von Mitte 2018
Vor etwa einem Jahr wurden zwei Model-3 auf dem Weg nach Deutschland entdeckt, die vermutlich durch unseren deutschen Automobilhersteller unter die Lupe genommen wurden. Ein Bericht zeigte auf, wonach die deutschen Autohersteller beeindruckt von den Produkt Model 3 gewesen sind. Die damalige Botschaft hieß: “Falls Tesla es schafft, die geplanten 10.000 Stück pro Woche zu bauen, wird das Model 3 einen erheblichen positiven Ergebnisbeitrag liefern”, so ein Testingenieur der Wirtschaftswoche. Die Material- und Zulieferkosten wurden auf rund 18.000 Dollar geschätzt, plus Produktionskosten von ca. 10.000 Dollar. Somit ergab die Rechnung ohne Berücksichtigung der bereits investierten Kosten in die Entwicklung, Kosten von 28.000 Dollar und mindestens Einnahmen von 35.000 Dollar; möglicher Gewinn mindestens 7.000 Dollar.
Warum so profitabel?
Tesla ist es anscheinend gelungen, den Anteil des Metalls Kobalt in den Batterien erheblich zu verringern. Aus Labor-Analysen, die der Wirtschaftswoche exklusiv vorliegen, geht hervor, dass die Lithium-Ionen-Zellen den knappen Konfliktrohstoff in geringeren Anteilen enthalten. Auf dem Weltmarkt hat sich der Kobalt-Preis zuletzt binnen 18 Monaten verdreifacht. Batteriehersteller und Zulieferer arbeiten an neuen Kathodenmaterialien, die mit weniger Kobalt auskommen. Und hier konnte Tesla mit seinem Partner Panasonic offenbar deutliche Fortschritte erzielen. Nach den Laboranalysen bestehen die im Model 3 verwendeten Panasonic-Zellen nur noch zu 2,8 Prozent aus Kobalt, üblich sind acht Prozent. (Wirtschaftswoche)
Weitere Details
Ein neuer Bericht des Manager Magazins enthält nun einen tiefen Einblick. Es wird behauptet, dass Porsche und Audi, die gemeinsam an einer elektrischen Plattform der nächsten Generation arbeiten, ihren Ansatz ändern mussten, weil die Kosten im Vergleich zu dem, was Tesla erreicht, zu hoch waren.
Kooperation zwischen Audi und Porsche
Für die Elektrifizierung des Macan soll die von Audi und Porsche gemeinsam entwickelte Premium Platform Electric kurz PPE sorgen. Beide investieren Milliarden in die gemeinsame Plattform.
„Es ist richtig, dass wir zu Partnern werden“, sagte Audi-Chef Rupert Stadler der Stuttgarter Zeitung. Für die Entwicklung der Architektur kommt bis 2025 ein niedriger einstelliger Milliardenbetrag auf uns zu“, erklärte Stadler. „Wenn jeder eigenständig unterwegs wäre, würden 30 Prozent höhere Kosten anfallen“, ergänzte der Porsche-Chef. Die ersten Produkte auf der gemeinsam von Audi und Porsche entwickelten PPE-Plattform erwartet man ab 2021. Insgesamt sind drei Modellfamilien auf Basis der PPE-Plattform geplant:
- Porsche Modell (noch unklar), produziert in Leipzig
- zwei Elektro-Limousinen von Audi, produziert in Neckarsulm
- zwei E-SUV von Audi, produziert in Ingolstadt
Änderungen am PPE
„Die Porsche- und Audi-Ingenieure müssen Änderungen am PPE vornehmen, weil Teslas Model 3 besser geworden ist, als sie dachten.“ Dem neuen Bericht zufolge war die erste Version um rund 3.000 Euro zu teuer, was für Porsche ok war, für Audi aber nicht. Audi war der Überzeugung, dass sie die Kosten senken müssen, um mit anderen kommenden EVs wettbewerbsfähig zu sein. Die Batteriezellenkosten sind anscheinend der größte Faktor, der die Kosten der Plattform in die Höhe treibt, und Tesla behauptet, in dieser Hinsicht führend in der Branche zu sein.
etron Programm verzögert
Die PPE Plattform gewinnt für Audi zunehmend an Bedeutung, so der Bericht des Manager-Magazins. So hat auch die Verzögerung des etron-Programms mit der Plattform zu tun.
Der e-tron als erster elektrischer Audi kommt nicht nur zu spät. Er erreicht ebenso einige Zielwerte nicht und ist mit Entwicklungskosten von mehr als zwei Milliarden Euro viel zu teuer geworden. Die rund 600.000 verkauften Autos für den Break-Even gelten heute als Illusion. Der elektrische SUV e-tron sollte im vergangenen Jahr an Kunden ausgeliefert werden, aber Audi sagt, dass Softwareprobleme zu Verzögerungen geführt haben.
Fazit
Sandy Munro war beeindruckt, als seine Firma das Model 3 auseinander baute und man sah wie Tesla es schafft, elektrische Hardware in einem relativ dichten Bereich innerhalb des Fahrzeugs zu integrieren und zu kombinieren. Auch die Batteriezellen im Model 3 sind beeindruckend. Obwohl Teslas 2170 Zellen nur 20 Prozent größer sind, als der Industriestandard mit 18650 Zellen, erhält man dank der eingesetzten Chemie 50 Prozent mehr Leistung. Das man 3.000 Euro höhere Kosten für eine Plattform hat, die erst 2020/2021 Produkte liefern soll, zeigt auf, wie weit Tesla mit seinem Model 3 Programm gekommen ist. Was das e-tron Programm betrifft, so ist der Bericht beunruhigend. Anscheinend haben auch deutsche Hersteller Produktionsprobleme, die man nicht mal eben in den Griff bekommt. Das hatte ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet. Der e-tron SUV ist mittlerweile in den USA für das zweite Quartal 2019 geplant.